History: „Asu werd des nix“

Meine CD „Asu werd des nix“ ist fast abverkauft und ich muss im Presswerk mal wieder eine neue Auflage herstellen lassen. Bei solchen Gelegenheiten höre ich die CDs intensiv und meist nach vielen Jahren tatsächlich mit neuen Ohren.

Bei „Asu werd des nix“ ist mir dieser Tage beim Wiederhören bewusst geworden: Es könnte die von mir selber am meisten unterschätzte meiner 13 CDs sein.

Nach den drei sehr aufwendig produzierten Alben „Gemmeraweng“ (1996), „Sambesi“ (2001) und „Flusszigeiner“ (2006) musste ein neuer Weg eingeschlagen werden. Es hatte wahnsinnigen Spaß gemacht, mit Rupert Schellenberger und Heiner Badum monatelang kreativ zu arbeiten, die Alben mit einer sehr hohe Zahl von wunderbaren Musikern – allem voran die Wolfgang Buck Band, aber auch viele Gäste – die Songs einzuspielen. Bei Flusszigeiner waren es sage und schreibe 20 Musiker, nicht gerechnet die Erlauer Nachbarn mit ihren Instrumenten (Rasenmäher, Rüttelplatte usw.)! Beim Song „Flusszigeiner“ hatten wir 80 Spuren am Start.

Das konnte und wollte ich nicht toppen, zudem Rupert und Heiner schon bei den drei „großen“ Projekten tatsächlich auch große Opfer an Zeit gebracht hatten. Ich selber konnte es mir auch nicht vorstellen, in nächster Zeit mal wieder diese monatelange kreative Hartnäckigkeit durchzuziehen und soviel Geld wie noch nie in eine Produktion hineinzustecken…

Was war der Plan? Ich allein im Keller mit fünf Akustikgitarren, drei von Heiner geborgten Mikrofonen, einem Glas Rotwein und einem IMac und einem Interface.

Ok, die Bedienung der Tontechnik wird nie mein Freund werden. Deswegen kam Gott sei Dank am Ende Rupert und hat sie gemischt und gemastered.

Aber: Herausgekommen ist das, wie ich oben geschrieben habe: Mein von mir am meisten unterschätztes Album „Asu werd des nix“.

Schon der Name!

Dann die Tatsache, dass ich es für mich selber – im Nachhinein betrachtet – wahrscheinlich nie so richtig in Besitz genommen habe, denn schon ein gutes Jahr später begann meine große Krise, in der ich eine eineinhalbjährige depressive Phase hatte und vermutlich so ziemlich mit allem, was ich zwischen 2008 und 2011 produziert hatte, unzufrieden war. Kurz: Die Leute haben das Album gekauft, aber ich habe es, warum auch immer, nie groß ins Schaufenster gestellt, weil ich „Asu werd des nix“ nie richtig zugetraut hatte zu bestehen. Warum hab ich wohl eine gratis Bonus-DVD mit hineingetan?

Das ist nun 15 Jahre her. Vorgestern hab ich mal wieder aufmerksam reingehört.

Was hab ich gehört? Die CD mit den schwärzesten, teilweise sarkastischsten Texten, die ich herausgebracht habe. „Lieber Godd“, „Ach mir arma Raucher“, „Wenn di Party verbei is“. Ich besinge die Generation derer, die mal die Welt verändern wollten und nun ihrerseits ihre „oldn Schlachdn“ vor sich hertragen, wie es ihre Väter 40 Jahre vorher getan haben. Lasse meinen Zorn über die sadistische „Verwaldungsangeschdellde Maier-Brumm“, die ihre Umgebung schikaniert, ab, spotte über alle Franken-Verherrlicher in „Genausuviel Debbm“.

Musikalisch bertrachtet ist es die einzige meiner CDs, die im Prinzip eine einzige Jam-Session mit mir selber ist: Meist eine Hauptgitarre. Und dann aufgenommen, was ich dazu improvisiert habe mit ein oder zwei weiteren Gitarren, manches geplant, manches aus der Stimmung heraus improvisiert.

Es ist ebenfalls die erste CD, bei der ich damals die frisch für mich entdeckte Open-D-Stimmung eingesetzt habe („Asu werd des nix“, „Des Glügg“, „Der Kabljau“).

Ich experimentiere mit Volksmusik & Jazz bei „Wis Wedder wird“, lasse im Abspann des Songs noch den „fliegenden Robert“ aus dem „Struwwelpeter“ einfliegen

Und ich liebe den Eingangssong „Old“ in seiner kompletten melancholischen Neil-Young-Stimmung: Für alle Tracks des Songs habe ich meine gute alte Roland-Oetter-Gitarre eine große Terz heruntergestimmt und in der zweiten Stimme habe ich eine für mich unheimlich eindringlich-zärtliche Slide-Guitar eingespielt. Ich liebe diese Aufnahme! Ohne Schmarrn: Da muss ich mir heute noch jedes Mal ein paar Tränchen aus den Augenwinkeln wischen.

Mit „Des Glügg“ ist mir einer meiner allerallerbesten Songs gelungen.

„Asu werd des nix“ und „34PS“ bringen eine schöne Leichtigkeit hinein. Und zum Schluss dann der über 300 Jahre alte Paul-Gerhard-Song „Nun ruhen alle Wälder“ mit seinem Gottvertrauen.

Und außen auf dem wunderbaren von meinem Sohn Jan gestalteten schwarz-weiß-neongrünen Cover der dreijährige Wolfgang mit seiner Robbern und seinem „Mochned“-Gschau..

Allmächd, des Album ist doch echd wos worn!

https://wolfgang-buck.bandcamp.com/album/asu-werd-des-nix

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